Sie sind anders, sagten sie. Das geht nie gut, meinen sie. Doch wieso sollte es nicht funktionieren? Man hört ja auch oft, dass Pferde sich Freunde aussuchen, die die gleiche Farbe haben. Gesagt getan. Das "Nichtislandpferd" kam in eine reine Isiherde.
Eine Woche standen sie Zaun an Zaun und dann ging es zur Herde. Etwa 20 Pferde im Offenstall. Dort standen sie nun. Etwa 30% der Pferde sind schwarz. Mein Pferd kennt bereits Schwarze und hat sie als sehr nette, umgängliche Charaktere empfunden. Charismatisch. Draufgängerisch. Unterhaltsam. Doch da wurde sie weggeboxt. Sie war zu groß, zu schmal zu anders. So könnte man meinen. Etwa 20% der Pferde sind rot. Auch Rote kennt sie. Mein Pferd ist auch rot und so liegt es nahe, dass sie nach ihresgleichen sucht. Doch auch da wurde sie abgeleht. Sozialdefizit. Patriotisch. Desinteressiert. Etwa 13% sind Braune. Sie kennt keine Braunen und ist skeptisch. Der Rest der Herde ist bunt gemischt. Draumur, der Braune, ist noch etwas verloren in der Gruppe und hat auch unter den Isländern keinen richtigen Anschluss gefunden. Er mag weder die Schwarzen noch die Roten und der Rest scheint auch komisch zu sein. Das Integrationspferd ist auch nicht sein Ding. Ist schließlich rot und anders. Ein Jahr lang lebte das Nichtislandpferd in der Herde. Hält Seitenhiebe aus und merkt: Die Islandpferde sind wirklich ganz robust und wirklich nicht zimperlich. Sie trägt schon einige Blessuren an ihrem Körper und zieht sich zurück. Sie geht auf Abwehrhaltung und fängt auch an zu treten, zu beissen und drägt lieber Schwächere in eine Ecke, um zu vermeiden, dass sie die Schwächste ist. So hat sie schnell den Ruf, dass sie "anders" ist, "nicht dazu gehört" und "Ärger sucht". Dabei war sie zu Beginn gewillt Freunde zu finden!